Was dürfen wir denn überhaupt noch essen? Diese Frage werden sich Leser der Boulevard-Presse und zahlreicher Online-Medien wohl in den letzten Tagen gestellt haben, denn unter Berufung auf das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg entstanden dramatische Zeilen wie „Milch und Rindfleisch können Krebs verursachen“.
Was wurde denn vom DKFZ wirklich gesagt? In einer Pressemitteilung ist zu lesen:
Eine frühkindliche Infektion mit einer bisher unbekannten Klasse von Erregern aus Kuhmilch und aus Rindfleisch (genannt BMMF für „Bovine Milk and Meat Factors“) kann das Risiko für Darmkrebs, möglicherweise auch für andere Krebsarten und chronischen Erkrankungen, steigern. Wissenschaftler um Harald zur Hausen haben diese auf epidemiologischen Beobachtungen basierende Hypothese seit nunmehr über zehn Jahren mit Ergebnissen unterfüttert.
Im Darmgewebe konnten die Forscher identifizieren, welche Gewebebereiche die Erreger besiedeln. Basierend auf diesen Befunden haben sie eine Theorie entwickelt, wie die infektiösen Erreger chronische Entzündungen verursachen und damit indirekt die Entstehung von Darmkrebs fördern.
Eine geografische Analyse der weltweiten Neuerkrankungsraten von Darm- und Brustkrebs lässt einen Zusammenhang mit dem Konsum von Milch- und Fleischprodukten vom europäischen Rind vermuten. Argentinien, Australien, Europa, Nordamerika – hier existieren hohe Darmkrebsraten und ein hoher Konsum von Milch- und Rindfleischprodukten. Niedrigere Krebsraten finden sich in Bolivien, dort werden Zebus verzehrt. Und: weniger Brustkrebs bei Lactoseintoleranz.
Wie ist der Erreger beschaffen? Kein Virus, eher einzelsträngige DNA – ähnlich einem bakteriellen Plasmid. Hier ist sicherlich noch viel Forschungsarbeit nötig, aber die Abkürzung BMMF wird uns zukünftig wohl häufiger begegnen.
Weitere Informationen unter www.dkfz.de.