Das deutsche Gesundheitssystem in Selbstverwaltung gilt weltweit als top und vereint ein paar der Vorteile von bürokratischen Monolithen (wie dem britischen NHS) und gewinnmaximierter Spitzenmedizin (wie in den USA). Nur mit Veränderungen tut es sich schwer. So liegen wir in Sachen Digitalisierung weit abgeschlagen auf Platz 16 von 17 untersuchten Staaten, knapp vor Polen. Das zeigte der Digital-Health-Index 2018 der Bertelsmann-Stiftung. Digitale Lösungen werden gerne in Pilotprojekten präsentiert, doch wenn es ernst wird, schaffen die wenigsten den Sprung in die Regelversorgung.
Das Bundesgesundheitsministerium versucht seit Jahren Gas zu geben und mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) hat Gesundheitsminister Spahn die Daumenschrauben merklich angezogen. Dem Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. geht das aber nicht schnell genug. Er bemängelt: „Gesundheit wird nicht vom Patienten oder der Patientin aus gedacht, die schon längst ihren Alltag mit digitalen Tools organisieren, sondern verharrt in den eingefahrenen Strukturen des über Jahrzehnte immer stärker reglementierten Versorgungssystems.“
Daher hat man in der letzten Woche ein 10 Punkte-Programm für digitale Innovation im Gesundheitswesen vorgestellt:
1 Krankenkassen agiler machen
2 Wege in die Vergütung schaffen
3 Datenschutz verständlich regeln
4 Gesundheitsdaten in Dienst der Forschung stellen
5 Gesundheitsberufe für Digitalisierung rüsten
6 BfARM für digitale Gesundheit fit machen
7 Start-ups während der Zertifizierung fördern
8 Dialogkultur fördern – Silodenken aufbrechen
9 Medical Device Regulation entbürokratisieren
10 Patientensouveränität fördern
So weit, so gut. Diesen Forderungen können wir uns nur anschließen und würden uns vom BVDW wünschen, dass er seinen Teil dazu beiträgt – indem er dafür sorgt, dass die Mitgliedsfirmen endlich realisieren, dass Verstöße gegen die DSGVO kein Kavaliersdelikt sind. Sie liefern nur denen Munition, die weiter an den eingefahrenen Strukturen festhalten wollen.