Früher gab es vor Bundestagswahlen immer auch eine Polarisierung in Sachen Gesundheitspolitik – ein kleines Bisschen zumindest. Stichwort Bürgerversicherung. Das wird in diesem Jahr anders sein, denn was man von den Parteien in Sachen „Digitalisierung der Medizin“ hört, klingt bei allen gleich: Die elektronische Patientenakte soll in der nächsten Legislaturperiode endlich Realität werden.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe formulierte es im Rahmen der conhIT in Berlin letzte Woche so: „Es muss endlich Schluss damit sein, dass Patienten Befunde in braunen Umschlägen von Arzt zu Arzt tragen“. Großes Potenzial sieht Gröhe in den Gesundheits-Apps, die das Smartphone für die Patientenkommunikation nutzen – auch wenn er die berechtigte Frage stellt: „Wie bekommen wir die Grundprinzipien des Solidarprinzips und die Innovationskraft und Schnelligkeit der Industrie unter einen Hut?“.
Er ist sich aber sicher, dass die Leistungserbringer schnell mitziehen. Sein Kalkül: Als Mitte der 1990er-Jahre die Chip-Karten kamen haben die Ärzte nicht lange gezögert, ihre Praxisverwaltung zu digitalisieren. Und jetzt sei eben der Zeitpunkt gekommen, sich um die Vernetzung zu kümmern. Was noch fehlt, ist eine Einigung der Selbstverwaltung zu den Investitionskosten für den Einstieg in die Telematikinfrastruktur.
Da passt es gut, dass die Berliner Charité jüngst als erste Uniklinik in Deutschland eine Stabsstelle für „Digitale Transformation“ eingerichtet hat. Ziel ist es nach Angaben der Charité, die „koordinierte Digitalisierung und Integration der administrativen, klinischen und wissenschaftlichen Prozesse“ vorwärts bringen. Man darf davon ausgehen, dass andere Kliniken dem Beispiel folgen.