Wearables haben sich in den letzten Jahren zu wichtigen Werkzeugen entwickelt – vom Schrittzähler zum universellen Diagnosetool. Die Entwicklung neuartiger Sensoren wird Ihren Anwendungsbereich bald noch deutlich erweitern.
Wearables ermöglichen eine kontinuierliche Datenerfassung und -analyse, wodurch frühzeitig Abweichungen von physiologischen Normwerten erkannt werden können. Sie werden zunehmend zur kontinuierlichen Erfassung verschiedenster Gesundheitsparameter eingesetzt. Zu den wichtigsten Einsatzgebieten gehören:
- Kardiovaskuläre Überwachung: Moderne Smartwatches und Brustgurte erfassen Herzfrequenz, Herzratenvariabilität (HRV) und elektrokardiographische Daten (EKG). Die Apple Watch und Geräte wie der Withings ScanWatch können Vorhofflimmern detektieren.
- Blutzuckerüberwachung: Wearables wie das FreeStyle Libre von Abbott oder das Dexcom G6 ermöglichen eine kontinuierliche Glukosemessung (CGM), die für Diabetiker von Vorteil ist.
- Blutdruckmessung: Smartwatches mit optischen Sensoren oder tragbare Manschetten wie das Omron HeartGuide erfassen kontinuierlich den Blutdruck und können Hypertonie frühzeitig erkennen.
- Schlafüberwachung: Wearables wie das Oura-Ring oder Fitbit-Geräte messen Schlafphasen, Sauerstoffsättigung (SpO2) und Atemfrequenz zur Analyse von Schlafapnoe und Schlafqualität.
- Bewegungsanalyse und Sturzprävention: Sensoren in Smartwatches und spezielle Wearables wie das Ropox Smart Floor können Stürze erfassen und automatische Notrufe auslösen, was insbesondere für ältere Menschen relevant ist.
Das alles gibt es heute schon und der Markt ist weiterhin sehr dynamisch. Fortschritte in der Sensortechnologie ermöglichen eine präzisere, nicht-invasive und umfassendere Erfassung biometrischer Parameter. So können neue Photoplethysmographie(PPG)-Sensoren nicht nur die Herzfrequenz messen, sondern auch Pulswellenlaufzeit und Blutdruck. Wearables mit elektrochemischen Sensoren können Biomarker wie Glukose, Laktat oder Cortisol im Schweiß analysieren, was Potenzial für Stress- und Stoffwechselüberwachung bietet.
Großes Potenzial haben elektrodenbasierte Sensoren: Flexible EKG-Sensoren können in Kleidung integriert werden und eine lückenlose Überwachung der Herzfunktion ermöglichen. Ergänzt um molekulare Sensoren, die auf Speichel- oder Tränenflüssigkeitsanalyse basieren, eröffnen sie zukünftig Möglichkeiten für eine nicht-invasive Diagnostik auf Infektionen, Hormone oder Enzymstatus. Zudem können akustische Sensoren Atemgeräusche zur Analyse von Lungenerkrankungen oder Schnarchmustern erfassen.
Das alles klingt fast zu schön um wahr zu sein, doch ein paar Hausaufgaben gilt es auch noch zu machen. So sind viele Wearables nicht als Medizinprodukte zugelassen, was ihre Einsatzmöglickeiten im klinischen Setting deutlich reduziert. Und natürlich muss die kontinuierliche Erfassung von Gesundheitsdaten hinsichtlich Datenschutz und Datenmissbrauch wasserdicht sein. Wir schwer das zu erreichen ist, zeigt die aktuelle Diskussion um die elektronische Patientenakte (ePA). Und letztlich müssen Patienten für die Langzeitnutzung motiviert werden – denn nur dann können Wearables auch helfen.
Text: Reinhard Merz
Bild: leonardo.ai für arztCME
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