Die Deutsche Gesellschaft für Anti Aging-Medizin (GSAAM) ist keine Ansammlung von Science Fiction Fans, sondern eine ernst zu nehmende wissenschaftliche Fachgesellschaft. Sie beschäftigt sich mit den Fragen des Alterns und damit, welche der physiologischen Alterungsprozesse des menschlichen Körpers sich vielleicht beeinflussen oder aufhalten lassen. Als Fakten gelten hier vor allem die Ergebnisse prospektiver randomisierter Studien.
Umso erstaunlicher scheint es da auf den ersten Blick, wenn die GSAAM auf ihrem Jahreskongress im München Anfang Juni 2018 in einer wissenschaftlichen Session das Thema Transhumanismus aufgreift. Was das ist? Wikipedia definiert Transhumanismus als „eine philosophische Denkrichtung, die die Grenzen menschlicher Möglichkeiten – sei es intellektuell, physisch oder psychisch – durch den Einsatz technologischer Verfahren erweitern will.“
Eins der Ziele des Transhumanismus ist es, mit Neuroprothesen besser zu denken. IT also nicht nur als Mittel, um Gesundheitsdaten zu dokumentieren und für therapeutische Zwecke auszuwerten, sondern als Therapie zur Verbesserung der Lebensqualität. Das hört sich erst einmal spinnert an, doch schon heute ermöglichen Cochlea-Implantate Tauben und Schwerhörigen ein weitgehendes normales Hören und Retina-Implantate für Blinde befinden sich in der klinischen Erprobung.
Und es geht weiter. Das Human Brain Project ist aktuell dabei, das Gehirn komplett zu katalogisieren – ähnlich dem Human Genome Project vor 15 Jahren. Sollte es gelingen, ein menschliches Gehirn vollständig im Computermodell zu simulieren, dann finden sich vermutlich auch Wege, menschliches „Bewusstsein“ auf ein anderes Medium zu übertragen. Und natürlich ist dann die Versuchung groß, nicht nur eine Sicherheitskopie des Gehirns anzulegen, sondern auch gleich den einen oder anderen Fehler zu korrigieren.
Klingt alles Spooky, das finden wir auch. Aber ist es deshalb unwahrscheinlich? Noch vor 35 Jahren hätte uns jeder für bekloppt erklärt, dem wir erklärt hätten, dass 2018 in jeder Hosentasche ein Computer steckt, der telefoniert, fotografiert, Schritte und Puls misst und Smartphone heißt. Warten wir es also ab. Wie weit der Weg bis zum intrazerebralen Internetanschluss noch ist, konnte uns auch in München keiner sagen.