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Adipositas-Versorgung: Trendwende durch digitale Anwendungen?

03. Mai 2021

Adipositas ist ein Thema, das immer unter dem Radar fliegt – obwohl Experten schon seit Jahren von einer Pandemie sprechen. Durch die allgegenwärtige Corona-Pandemie ist dieses Problem aber fast komplett in Vergessenheit geraten. Dabei ist die WHO davon überzeugt, dass Adipositas die größte Bedrohung für die Weltbevölkerung ist. Typ-2-Diabetiker im Kinder- oder Jugendalter sind leider längst keine Seltenheit mehr und die beiden Pandemien befeuern sich gegenseitig. Auf der einen Seite kämpfen im Lockdown immer mehr Leute mit Gewichtsproblemen, auf der anderen Seite haben Übergewichtige ein höheres Risiko für einen schweren Covid 19-Verlauf.

Viele Wege führen zum krankhaften Übergewicht: Depression, Genetik, Medikamente und natürlich vor allem der Lebensstil. Der wichtigste Grund für Menschen mit Adipositas, das Thema Gewicht nicht beim Arzt anzusprechen, ist die Einstellung, dass es ihre eigene Verantwortung ist, Gewicht zu verlieren. Das stimmt so aber nicht. Den Zentren im Hypothalamus, die unser Gewicht steuern, ist die Ursache völlig egal. Das Gehirn ist so programmiert, dass es versucht, einmal erreichtes Gewicht zu halten. Das hatte bis ins letzte Jahrhundert hinein deutliche evolutionäre Vorteile.

Wir haben es bei Adipositas mit einer chronischen Erkrankung zu tun und es ist wie bei jeder anderen chronische Erkrankung auch: Letztlich hilft nur eine Dauertherapie. Das BMG stellte im Oktober 2020 in Aussicht, den Gemeinsamen Bundesausschuss mit der Entwicklung eines Disease-Management-Programms (DMP) Adipositas zu beauftragen. Das wird die Situation langfristig wahrscheinlich verbessern, wird nach den Erfahrungen mit den anderen DMP aber noch ein paar Jahre brauchen, bis es wirklich startet.

Wie kann diese Zeit überbrückt werden und wie kann eine dauerhafte Adipositas-Therapie aussehen? Die durchaus sehr wirksamen bariatrischen Eingriffe – Gewichtsverlust 20–30 % – sind flächendeckend nicht durchführbar und Verhaltensmodifikationen schaffen im Schnitt nur eine Gewichtsreduktion von 3–5 %. Was bei einem Startgewicht über 100 kg nicht ausreichend ist. Neben medikamentösen Ansätzen bieten sich digitale Anwendungen als kurzfristige Auswege aus dem Dilemma an. Und hier gibt es verschiedene Wege. Vor zwei Wochen stellten das Pharmaunternehmen Novo Nordisk und der Telemedizinanbieter Zur Rose (DocMorris) ein neues Angebot vor, das Betroffene beim Selbstmanagement unterstützen soll. Auf Basis der breiten Kundenbasis von DocMorris versucht man hier, das digitale Hilfsangebot direkt in die Zielgruppe zu tragen.

Einen anderen Weg geht die digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zanadio. Sie unterstützt als „App auf Rezept“ Menschen mit Adipositas beim gesunden, nachhaltigen Abnehmen und setzt dabei auf langfristige Verhaltensänderungen. Das Programm ist jederzeit verfügbar, ortsunabhängig einsetzbar und kann auf Basis der eingegebenen Daten personalisierte Empfehlungen geben. Voraussetzungen für die Verschreibung sind die Diagnose Adipositas, ein BMI zwischen 30 und 40 sowie ein Mindestalter von 18 Jahren.

www.docmorriscare.com/adipositas/

zanadio.de/

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