Der Bundesgesundheitsminister steht dieser Tage „in the line of fire“. Seine Schnellteststrategie wurde von der Kanzlerin einkassiert, die Impfkampagne steht auf wackeligen Beinen und dann kommen auch noch ein paar unsinnige Aktionen aus dem privaten Bereich dazu. Fast neigt man dazu, Herrn Spahn zu bedauern. Denn von den vielen Dingen, die suboptimal laufen, hat er nur einen Teil selbst zu verantworten.
Jetzt droht das ganze Corona-Chaos aber auch noch sein eigentliches Steckenpferd in Misskredit zu bringen, die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Schön zu sehen in einem aktuellen Interview der ÄrzteZeitung. Den Gesprächspartner, Gilbert Mohr von der KV Nordrhein, darf man guten Gewissens ein eHealth-Urgestein nennen.
„Herr Spahn … hat mich vor drei Jahren begeistert und überzeugt. Weil ich zum ersten Mal seit vielen Jahren gesehen habe, dass da einer an der wichtigsten Stelle ist, der die Digitalisierung im Gesundheitswesen wirklich ernsthaft nach vorne bringen möchte“ sagt Mohr ziemlich zu Beginn des Interviews. Um irgendwann später mit vielen „aber“ dagegenzuhalten. Die gipfeln in dem Satz: „ Heute … funktioniert noch nicht einmal der Brot-und-Butter-Job in der Telematikinfrastruktur.“
Wir empfehlen die Lektüre des Interviews jedem, der sich nur ein bisschen für das Thema eHealth interessiert – den Link finden Sie am Ende des Blogs. Und wir können aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Herr Mohr hier keinesfalls übertreibt. Fast könnte man verzweifeln ob der brodelnden Mischung aus schnarchender Bürokratie, falscher Sparsamkeit und beinharter Lobbyarbeit.
Was also tun? „Wir müssen diesen Sprung machen in eine virtuellere Welt“ sagt Mohr und wenn wir uns anschauen, wie der Strukturwandel in anderen Branchen vonstattenging, kann man nur sagen: Google, Apple und Co. machen vor, wie man das Thema Gesundheit spielerisch angehen kann. Und der Einwand „das ist ein ernstes Thema“ greift zu kurz. Ein ernstes Thema ist Banking auch – und trotzdem hat die Digitalisierung dort funktioniert.
Das komplette Interview in der Ärzte Zeitung lesen Sie hier.