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Diagnostik-Kiosk – die Zukunft der Prävention?

25. April 2024

Auf der DMEA gab es viele spannende Entwicklungen zu sehen. Eine davon: ein automatisierter Diagnostik-Kiosk. Solche Entwicklungen könnten den Weg hin zur Präventionsmedizin nachhaltig unterstützen und wir machten einen Selbsttest.

Dass unser Gesundheitssystem auf Dauer nur bezahlbar bleibt, wenn wir mehr auf Prävention und Früherkennung setzen, hat sich allgemein herumgesprochen. Und ist sogar schon in der Politik angekommen. Immerhin haben wir ein Präventionsgesetz – schon seit 2015 – und eine Nationale Präventionskonferenz.

Doch der Teufel steckt wie immer im Detail. Zwar kann man die Krankenkassen dazu verdonnern, Präventionsmaßnahmen zu bezahlen. Aber irgendwer muss die Arbeit auch machen und das gestaltet sich vor allem bei der Früherkennung der sogenannten Volkskrankheiten schwierig. Der Checkup 35 plus ist ein guter Anfang, aber eigentlich sollte früher und vor allem häufiger untersucht werden.

Wie das in Zukunft automatisiert ablaufen könnte, war auf der DMEA beim finnischen Anbieter Medicube X zu sehen. Deren eHealth Station sieht aus wie ein Dixi-Klo und enthält eine Reihe von nicht-invasiven CE-gekennzeichneten medizinischen Diagnose-Geräten, die in eine modulare Plattform integriert sind.

Zur Ausstattung gehören Thermometer, Messgeräte für Blutdruck und Pulsfrequenz und ein AGE-Reader, der advanced glycosylation end products und damit das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Typ-2-Diabetes bestimmt. Weiterhin erfasst werden Gewicht und BMI, die Körperzusammensetzung mit Körperfett und Grundumsatz, die Sauerstoffsättigung (Pulsoximeter) und last not least wird ein EKG geschrieben.

Das liest sich wie ScienceFiction – Dr. „Pille“ nutzte im Raumschiff Enterprise immer den Trikorder zur Diagnose – und es fühlt sich auch ein bisschen so an. Die E-Health Station ist eine große Box aus Plastik und Glas mit einer Tür, darin ein Klappsitz und die Messgeräte. Nachdem man auf dem Stuhl Platz genommen hat, startet man am Touchscreen das Programm, das einen schrittweise durch den Prozess leitet.

Zunächst werden Grunddaten wie Alter und Größe vom Patienten per Eingabe erfasst, dann werden alle Messgeräte durchgegangen. Mal muss man dazu einen Finger in ein kleines Messgerät stecken (Blutzucker), dann die Oberarme an einen Sensor pressen (Körperfett) schließlich den Arm in eine Vorrichtung mit Einkerbung für den Unterarm legen. Die Öffnung schließt sich und über eine Manschette wird der Blutdruck gemessen.

Nach rund 6 Minuten ist die Show vorbei und die Station druckt ein Etikett mit allen Werten aus. Mit auf dem Ausdruck ist ein QR-Code zu einer Website mit den entsprechenden Referenzwerten. Über eine Schnittstelle können die Werte bei Bedarf auch direkt in Patientenverwaltungssysteme eingespielt werden.

In Finnland sind mittlerweile drei der Geräte im Einsatz und wie CEO Vili Kostamo uns versicherte, ist Deutschland ein spannender Markt für Medicube X. Denn bei uns gibt es nicht nur viele Versicherte, sondern auch viel Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung. Für die Hausarztpraxis um die Ecke vielleicht aktuell noch etwas überdimensioniert – für größere MVZ und Kliniken mit einigen Tausend Patienten pro Jahr könnte das aber schnell lukrativ sein.


Checkup am Kiosk: Nach wenigen Minuten ist die Untersuchung abgeschlossen und die Ergebnisse werden ausgedruckt.

Text: Christian Kube und Reinhard Merz
Bilder: Reinhard Merz

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