Kennen Sie die vier Feinde der Deutschen Bahn? Frühling, Sommer, Herbst und Winter … Ja, ich weiß, der Witz ist alt. Aber er trifft natürlich im Kern trotzdem zu: Im Sommer fällt die Klimaanlage aus, im Winter die Heizung und zudem vereisen die Weichen. Und das Personal hat Corona oder sonstwas. Widrige Umstände, wohin man schaut.
Die Bahn ist da aber nicht alleine. Die Gesundheitskarte und die Telematikinfrastruktur haben auch Feinde an jeder Ecke. Nur zur Erinnerung: Nächstes Jahr ist es 20 Jahre her, dass Ulla Schmidt den Planungsauftrag vergeben hat und noch immer sind wir weit davon entfernt, ein halbwegs funktionierendes System zu haben.
Und wie bei der Bahn kam immer etwas anderes dazwischen. Irgendwann hatte rot-grün fertig und der politische Fokus lag woanders. Dann probten die Ärzte den Aufstand, weil das für sie nach Kontrolle aussah und sie doch eigentlich der Eigentümer der Daten sind. Meinten sie zumindest mal. Das hat das erste Jahrzehnt aufgefressen.
Das zweite Jahrzehnt war dann eher von mangelndem Gestaltungswillen (Gröhe), Datenschutzdiskussionen (DSGVO) und Pannen (gematik) geprägt. Just jetzt, wo Minister Lauterbach das Thema mit großer Strategie angehen möchte, droht neues Unheil von ganz anderer Seite: „Die durch die Coronakrise angespannte Situation am Halbleitermarkt und damit verbundene Lieferengpässe könnten sich auch auf die Ausgabe elektronischer Gesundheitskarten (eGK) auswirken“ orakelte Heise online letzte Woche. Im Detail: „Die AOK als größter Versicherer gab an, unter anderem aufgrund des Shanghai-Lockdowns erneut von einem akuten Chipmangel betroffen zu sein.“
Da Version 2.1 der eGK Voraussetzung für die E-Rezept-App ist, könnte dessen geplante Einführung – schon mal verschoben – noch weiter in die Zukunft rücken. Theoretisch ist zwar auch eine kartenlose Anmeldung möglich, dazu ist aber die App für die elektronische Patientenakte (ePA) der jeweiligen Krankenkasse erforderlich. Und wo wir dort stehen, haben wir in diesem Blog ja schon öfter diskutiert.
Die vier Feinde … Wenn man ehrlich ist, tut man der Bahn unrecht mit diesem Vergleich.