In normalen Zeiten würden wir heute über unseren alljährlichen Besuch auf der LEARNTEC in Karlsruhe berichten. Jener Messe, die sich im letzten Jahr Themen wie Mobile Learning, Lern-Nuggets, Gamification oder Virtual Reality verschrieben hatte. Die Messe hat zwar keinen ausgewiesen medizinischen Schwerpunkt, aber die dort vorgestellten Möglichkeiten des digitalen Lernens und der unterstützenden Technologien finden eben auch in der Medizin ihren Einzug.
In diesem Jahr ist erst einmal alles anders. Die „richtige“ Messe wurde auf den Sommer verschoben, in der letzten Woche fand ein digitales Ersatzprogramm statt. Um sich trotz Pandemie über die aktuellen Entwicklungen in der Digitalisierung der Lern- und Arbeitswelt auszutauschen, wurde unter dem Namen LEARNTEC xChange eine virtuelle Plattform angeboten mit Online-Vorträgen, Roundtables etc.
Ein Vorgehen, das zumindest dafür sorgt, dass die Entzugserscheinungen nicht zu groß werden – aber insgesamt auch nicht außergewöhnlich ist. In vielen Bereichen des wirtschaftlichen Lebens wurde die traditionelle Präsenzveranstaltungen durch ein Online-Surrogat ersetzt. Für reine Fortbildungsveranstaltungen, die primär dem Transport von Wissen und Erkenntnis dienen, haben sich die Online-Versionen, dank Zoom und Teams usw., im letzten Jahr sehr erfolgreich etabliert. Die ärztliche CME-Fortbildung mit 1000 Teilnehmern findet nun als Webinar statt, ohne großen Zeit- und Kostenaufwand. Da etabliert sich gerade eine neue Normalität. Auch Sponsoren dieser Web-Veranstaltungen entdecken, dass die Zielgruppen gut erreicht werden können – und dies zu einem Bruchteil der vorherigen Kosten.
Aber während ein Kongress sehr gut digital abbildbar ist, ergeben sich für eine Messe größere Hürden. Die Messe lebt von der direkten Interaktion, von den Erfahrungen die der Besucher dort machen kann. Viele Anbieter sehen in der Virtual und Augmented Reality einen Ausweg, der insbesondere bei der Darstellung komplexer technischer Produkte (siehe Medizintechnik) funktionieren könnte. Auf Gesundheitsmessen könnte die Patientenkommunikation durch AR-Anwendungen unterstützt werden. So wäre es möglich, dass z.B. anatomische Strukturen vielen Besuchern zeitgleich leicht verständlich vermittelt werden könnten. Keine Warteschlangen am Messestand – das hätte auch viel Gutes.