Die Pflege war schon immer ein Stiefkind der Medizin und wie es scheint, setzt sich das bei der Digitalisierung fort. Während in Prävention, Diagnostik und Therapie digitale Konzepte längst in der Praxis oder zumindest in der klinischen Erprobung angekommen sind, hinkt die Pflege auch hier hinterher. Da ist es lobenswert, dass das Forum MedTech Pharma in Bayern dem Thema eine eigene Veranstaltung widmete: „Von Gepflegt zu Gepflogen: Aktueller Stand, Akzeptanz und Aussichten der digitalen Transformation in der Pflege“ fand letzten Monat in Würzburg statt.
Roter Faden durch alle Vorträge war dabei die Erkenntnis, dass Assistenzsysteme und digitale Plattformen helfen müssen, die Herausforderungen in der Pflege in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu meistern. Dazu beitragen können u.a. intelligente Servicezentralen, die wichtige Informationen jederzeit und überall verfügbar machen. Die integrierten Services reichen vom Hausnotruf über Wearables, Telecare, Videomonitoring bis zur mobilen Alarmierung. Die Kombination aus Data Mining, Telemedizin und wirksamen Präventionsmaßnahmen kann Pflegende massiv entlasten und unterstützen. Wichtig sind hier Lösungen, die sowohl im häuslichen als auch im stationären Bereich einsetzbar sind, um einen einfachen Übergang zu erleichtern.
Die nächste Stufe der Digitalisierung in der Pflege ist der Einsatz von Robotik. Das müssen nicht gleich humanoide Roboter sein, dazu gehören z.B. auch intelligente, mit Sensorik, Tablet und Apps ausgestattete Rollatoren gehören, die eine integrierte Sturzerkennung samt Ortung ermöglichen. Solche Systeme sind bereits marktreif entwickelt.
Fazit der Veranstaltung: Im Umfeld von demografischer Entwicklung, Arbeitskräftemangel und Kostendämpfung in der Pflege bieten digitale Lösungen die Möglichkeit, pflegebedürftigen Menschen auch in dünn besiedelten Regionen ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Die größten Hürden – fehlende empirische Wirksamkeitsstudien oder Nutzennachweise – sollten schnell beseitigt werden. Hier sind neben den Entwicklern solcher Lösungen auch Leistungsträger und Kommunen gefordert.