Eine Schlagzeile auf Medscape lautete neulich: Kommt bald der Facharzt für digitale Medizin? Im dazugehörigen Artikel wird auf Aussagen im Umfeld des jüngsten DGIM-Kongresses Bezug genommen. Der von uns geschätzte ehemalige DGIM-Präsident Prof. Ertl wird wie folgt zitiert: „Medizininformatik muss deshalb Teil des Medizinstudiums werden, das muss ein Fach sein wie die Chemie und die Biochemie“.
Wie ist denn hier die Perspektive eines Informatikers? Klaus Böhm, Professor für Angewandte Informatik an der Hochschule Mainz, hat schon über mehrere medizin-nahe Projekte publiziert. Letztens z. B. über den innovativen Einsatz von Augmented Reality in eCME-Fortbildungen. „Sicherlich wären Grundlagenkenntnisse in Teilbereichen der Informatik, wie z.B. Künstliche Intelligenz, Mobile Systeme, Digitale Bildverarbeitung für die neue Generation der Mediziner unerlässlich. Hier geht es darum, die Potentiale moderner Diagnose- und Behandlungsverfahren adäquat einschätzen und diese effektiv einsetzen zu können.“ so Prof. Böhm.
Es wird ja nicht gefordert, dass jeder Arzt in der Lag sein soll einen KI-Algorithmus zu programmieren, aber grundlegende Kenntnisse ermöglichen es eben auch, die richtigen Fragen zu stellen. Die Medizinische Informatik gibt es längst als eigenständiges Studienfach. Eine Einbeziehung der dort vorhandenen Expertise wäre wünschenswert, um das Medizinstudium zu modernisieren. Im Grunde trifft der Wunsch nach einem verbesserten Wissensstand im Bereich der Informatik ja auf alle Studienfächer zu, denn Themen wie Big Data Analytics, KI oder Blockchain werden früher oder später überall Einzug halten.