Technologiegetriebener Fortschritt hat anfangs immer seinen Preis. Bis die Entwicklungskosten wieder eingespielt sind, ist vieles defizitär. Doch dann wird häufig aus dem vermeintlichen Millionengrab eine Cash-Cow, wie unzählige Beispiele aus der Computerwelt zeigen.
An dieser Schwelle steht aktuell der Digitalisierungsprozess im Gesundheitswesen. Investitionen in die „Personalized Medicine“ kosten heute eine Menge Geld. Sobald das System aber flächendeckend etabliert ist, könnten viele Kosten rapide sinken. Beispielsweise sind die Kosten für die Genomsequenzierung schon in den letzten eineinhalb Jahrzehnten auf einen Bruchteil der Ausgangskosten gesunken. In der Onkologie gehört sie heute bei etlichen Indikationen schon zur Standarddiagnostik. Welche weiteren Technologien das Potenzial haben, das Gesundheitswesen nachhaltig zu verändern, haben sich die Experten von McKinsey angeschaut: Robotik, 3D-Druck, Big Data, künstliche Intelligenz, Blockchain und einige mehr. Ihre Ergebnisse haben sie in einem White Paper zusammengefasst (Link).
Die vielleicht bedeutendste Veränderung könnte die Schaffung intuitiver und personalisierter Versorgungsökosysteme sein, die Therapie und Pflege zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort liefern. Basierend auf ganzheitlichen Patientendatensätzen anstelle der heutigen fragmentierten Informationen, gefüttert von Analyse- und KI-Engines und nahtlos integriert in die Betreuung durch klinische Pflegekräfte, soziale und kommunale Strukturen sowie Familienmitglieder.
Die Autoren beschreiben nicht nur den möglichen Nutzen der Technologien, sondern auch die Hindernisse: „Um das zu realisieren, müssen wir nicht nur klare Wege entwickeln, die Technologien zu nutzen, sondern auch zeigen, welche Werte wir damit schaffen.“ Ein dickes Brett. Das heißt aber nicht, dass wir daran scheitern müssen. Denn dass unser derzeitiges Versorgungssystem angesichts des demografischen Wandels dringend neu aufgestellt werden sollte, wissen wir nicht erst seit gestern.