Frauengesundheit umfasst mehr als die klassische Gynäkologie und geschlechtsspezifische Besonderheiten in verschiedenen Lebensphasen wie Schwangerschaft und Menopause. Längst bekannt sind z. B. auch Unterschiede in der Wirksamkeit von Medikamenten. Starken Einfluss haben zudem psychosoziale Faktoren wie die Wahrnehmung des eigenen Gesundheitszustands.
All diesen Dingen widmet sich FemTech. Damit sind technologiegestützte Produkte und Lösungen gemeint, die sich auf die Gesundheit von Frauen konzentrieren. Dazu zählen Lösungen zu Themen wie Zyklus, Fruchtbarkeit, Wechseljahre und Empfängnisverhütung, aber auch solche, in denen Frauen ein deutlich anderes Risiko als Männer haben, etwa Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Analysten von McKinsey haben sich diesen Markt genauer angesehen und geben optimistische Prognosen ab: „Schätzungen für die aktuelle Marktgröße von FemTech liegen je nach Umfang zwischen 500 Millionen und 1 Milliarde US-Dollar. Prognosen deuten auf Möglichkeiten für ein zweistelliges Umsatzwachstum hin.“ In etlichen Fällen füllen FemTech-Unternehmen offensichtlich Lücken im Portfolio von etablierten Biopharma- und Medizintechnik-Herstellern. In einem aktuellen Report stellen sie eine ganze Reihe erfolgreicher Modelle vor (Link).
Es verwundert nicht wirklich, dass das Thema in erheblichem Maße von Unternehmerinnen vorangetrieben wird. Mehr als 70% der McKinsey analysierten FemTech-Unternehmen hatten mindestens eine Gründerin, verglichen mit 20% über alle Branchen hinweg. Das hat womöglich erheblichen Einfluss auf zukünftige Gesundheitslösungen. Ein Science-Paper vom Sommer 2021 hatte die Anmeldung von Patenten verglichen und gezeigt: Männliche Erfinder lösen mit größerer Wahrscheinlichkeit ein männlich orientiertes Problem; von Frauen geführte Teams lösen Probleme für beide Geschlechter [1].
[1] Koning R et al. Science 2021; 372: 1345-1348 (Link)