Das Pandemiejahr 2020 geht zu Ende – und es hat der Digitalisierung im Gesundheitswesen mehr Schub verliehen, als das selbst die größten Optimisten zu Jahresbeginn gedacht hätten. Besondere Zeiten brauchen besondere Lösungen.
Doch offensichtlich sind viele Bürger damit überfordert, wie aus einer aktuellen AOK-Umfrage hervorgeht. Das Institut Skopos befragte 8500 Frauen und Männer im Alter von 18 bis 75 Jahren, wie gut sie digitale Gesundheitsinformationen finden, verstehen, bewerten und letztlich für sich nutzen können. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Knapp der Hälfte der Befragten fällt es schwer, Informationen zu beurteilen. Besonders kritisch: Gerade die Menschen, die von digitalen Lösungen am meisten profitieren könnten – die chronisch Kranken – liegen bei der digitalen Gesundheitskompetenz ganz hinten. Diese Kompetenz ist, wenig überraschend, vor allem mit den Attributen jung, weiblich und gebildet assoziiert.
„Während die Digitalisierung immer weiter voranschreitet, wächst die Gefahr, dass die Bürger nicht mehr mitkommen“ zitiert die Ärzte Zeitung AOK-Vorstandschef Martin Litsch. Entsprechend kritisch sieht er auch die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA), die von Ärzten verordnet werden können. Für digitale Anwendungen müssten ähnliche Anforderungen an Evidenz gelten wie für entsprechende Leistungen aus der bisherigen Regelversorgung, fordert die AOK daher.
Das macht sicher Sinn, löst aber das Problem nicht. Denn mangelhafte Gesundheitskompetenz kann genauso wenig von heute auf morgen verbessert werden, wie fehlende pädagogische Kompetenz für das Homeschooling. Die Veränderungen, die durch die Pandemie beschleunigt wurden, gehen absolut in die richtige Richtung. Aber man muss Patienten auch abholen und sie mit verlässlichen und leicht verständlichen Informationen versorgen. Ob die elektronische Patientenakte (ePA) dabei hilft, die ab 2021 angeboten werden soll? Wie werden das Thema hier im Blog verfolgen.