In der Intensivmedizin geht es um Minuten. Und wenn man Patienten nicht schnell genug zum Experten bringen kann, muss der Experte halt zum Patienten kommen. Via Telemedizin.
Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) hat sich letzten Freitag (15. Juni 2024) anlässlich des Tags der Intensivmedizin in einer Pressemitteilung zum Thema Digitalisierung und Telemedizin geäußert. Ein Schwerpunkt waren die sogenannten „Intensivzentren“, die im vergangenen Herbst vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beschlossen wurden.
Kliniken, die besondere Anforderungen erfüllen, können demnach künftig finanzielle Zuschläge erhalten, wenn sie auch besondere Aufgaben wahrnehmen. Dazu zählen die Übernahme einer Mentorenfunktion für andere Kliniken, das Angebot von Fort- und Weiterbildungen sowie die Beratung anderer Krankenhäuser via telemedizinischer Fallkonferenzen und Visiten.
Gerade der letzte Punkt, die strukturierte Vernetzung von regionalen Versorgern mit den intensivmedizinischen Zentren, ist von herausragender Bedeutung. Damit sollen auch hochkomplexe Therapieverfahren zeitnah allen Patientinnen und Patienten innerhalb des Netzwerkes zur Verfügung gestellt werden.
Der zukünftige Präsident der DGAI, Prof. Gernot Marx, erläuterte das Potenzial so: „Telemedizin ermöglicht eine direkte Interaktion rund um die Uhr über weite Entfernungen zwischen Intensivmedizinern und medizinischen Teams, die Patienten in Krankenhäusern oder Arztpraxen ohne direkten Zugang zu den intensivmedizinischen Experten betreuen.“
Die Studienlage gibt ihm Recht. Durch Tele-Intensivmedizin lassen sich sowohl die Sterblichkeit als auch die Komplikationsrate und die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und in der Klinik signifikant reduzieren. Die DGAI spricht deshalb von der Telemedizin als der „beeindruckendsten Innovationen der letzten 20 Jahre“ in der Intensivmedizin.
Text: Reinhard Merz
Bild: DALL-E und Midjourney; bearbeitet von arztCME