In der letzten Woche fand der 125. Deutsche Ärztetag statt. Das ist erfahrungsgemäß keine Wohlfühlveranstaltung für die gematik und so war es auch in diesem Jahr. Schon in seiner Eröffnungsrede hat BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt die aktuelle Situation kritisiert. Die Ärzte Teitung zitiert aus seiner Rede zur Digitalisierung: „Wenn wir das jetzt noch verändern wollen, müssen wir die Reißleine ziehen und Ordnung in das Chaos bringen. Das heißt: Tempo raus aus der überhasteten Digitalisierung des Gesundheitswesens. …
Wir fordern die künftigen Ampel-Koalitionäre auf, für die gematik ein einjähriges Moratorium festzuschreiben. In dieser Zeit ist die gematik auf eine versorgungsrelevante Strategie hin neu auszurichten und die Versorgungskompetenz der Gesellschafter stärker zu gewichten.“
Tempo raus aus der – ich muss das jetzt in Versalien schreiben – ÜBERHASTETEN Digitalisierung. Sagt der BÄK-Präsident. Wenn man bedenkt, dass der Prozess mit dem Planungsauftrag von Ulla Schmidt 2003 begann, hat das Kind 2021 die Volljährigkeit erreicht. Und es war kein schöner Geburtstag, den die BÄK-Delegierten da begingen – ironischerweise begleitet von Pannen bei der Online-Abstimmung und WLAN-Problemen im Kongresszentrum.
Die Beschlüsse lesen sich wie eine 6 im Zeugnis. Die Digitalisierung müsse „endlich einen nachweisbar positiven Beitrag zur Verbesserung der Patientenversorgung leisten“, heißt es im Beschluss und man sieht „erhebliche Fehlentwicklungen und gravierende Akzeptanzprobleme“. Und auch hier findet sich wieder der Hinweis, Tempo sei „kein Garant für erfolgreiches Handeln“.
Als sei das alles noch nicht schlimm genug, machte am gestrigen Montag die Nachricht die Runde, dass Medatixx, immerhin die Nummer 2 am Markt für Praxisverwaltungssysteme, Opfer eines Cyberangriffs wurde. Nach Angaben des Unternehmens wurden wichtige Teile des IT-Systems verschlüsselt, was den Unternehmensbetrieb „derzeit stark beeinträchtigt“.
Vor diesem Hintergrund bekommt der BÄK-Beschluss nach einem Moratorium schon fast etwas Prophetisches.