ChatGPT ist der neue Star der Künstlichen Intelligenz (KI). Letzte Woche hatten wir Ihnen die Fähigkeiten anhand eines älteren Blogbeitrags gezeigt und ich muss sagen: Treffender hätte ich als Autor des Original-Blogs das auch nicht zusammenfassen können. ChatGPT kann zudem gute Antworten zu allgemeinen Fragen liefern und und so fragt der Boulevard gleich: Ersetzt KI jetzt den Arzt?
Doch hier sind die Hürden ungleich höher. Denn bei allen erstaunlichen Fähigkeiten von ChatGPT muss man auch sagen: Bei fachspezifischen Themen liegt das Programm oft noch weit daneben, klingt aber trotzdem sehr überzeugend. Natürlich werden nächste Versionen noch besser, wenn sie mit mehr medizinischen Daten gefüttert werden. Aber auch das ist keine Garantie für bessere Ergebnisse.
Stand heute muss man davon ausgehen, dass KI in den nächsten Jahren in der Medizin vor allem bei der Musterkennung Dienst tun wird, etwa bei Röntgenaufnahmen oder histologischen Schnitten. Als Chatpartner für medizinische Fragen wird ChatGPT sich womöglich über die automatisierte Auswertung von strukturierten Daten wie ICD-Codes nach oben arbeiten müssen.
Wie lange das dauert, ist schwer abzusehen. Manchmal gehen Dinge erstaunlich schnell, manchmal braucht es auch eine gefühlte Ewigkeit. Ein gutes Beispiel für „sprunghafte“ Entwicklungen ist die Spracherkennung (Speech to Text). Noch vor der Jahrtausendwende existierten Programme wie ViaVoice von IBM, die als „Diktiergeräte“ editierbaren Text lieferten. Aber selbst bei deutlichster Aussprache und nach langem Training waren die Fehlerquoten hoch.
Daran hat sich über fast 15 Jahre praktisch nichts geändert – was sicher auch daran lag, dass die Nachfrage nach solcher Software sich in Grenzen hielt. Erst die Smartphones und Alexas in den 2010er-Jahren verhalfen der Sprachsteuerung zum Durchbruch. Wenn ich heute Siri einen Text diktiere, muss ich kaum mehr nachbessern. Trotzdem steht ab und an auch völliger Blödsinn in einem Satz – weil der Algorithmus einen anderen Zusammenhang vermutet hat als ich es gemeint hatte …
Und darin liegt das Problem: Der Sinn eines Textes bleibt dem System verborgen. Ich wage mal die Prognose, dass es noch mehr als 10 Jahre dauern wird, bis medizinische KI-Systeme mit umfangreichen Datensätzen so trainiert sind, dass sie als vollwertige Gesprächspartner taugen. Und wie lange es dann noch dauern kann, bis eine erprobte Technologie medizinischer Alltag wird, zeigt die elektronische Patientenakte …