Depressive Verstimmungen und andere psychische Erkrankungen sind in Europa auf dem Vormarsch. Und das therapeutische Angebot hinkt immer weiter hinterher. Patienten warten mittlerweile Monate auf einen Therapieplatz oder fallen ganz durchs Raster. Medizinische Fachgesellschaften wollen deshalb erreichen, dass psychotherapeutische Therapien und Interventionen per Internet in die Regelversorgung aufgenommen werden. Beim DGPPN-Hauptstadtsymposium letzten Mittwoch wurden dazu Ansätze diskutiert. Dazu gehörte der Vorschlag, Online-Therapien eher wie Medizinprodukte oder Heil- und Hilfsmittel zu behandeln, um so ein jahrelanges Richtlinienverfahren in der Selbstverwaltung zu vermeiden.
Auch im Bundesgesundheitsministerium sei bekannt, so schreibt die Ärzte Zeitung, dass vor allem jüngere Bevölkerungsgruppen eher bereit seien, über das Internet in Kontakt mit Ärzten zu treten als direkt in die Sprechstunde zu gehen. Kaum zu glauben … Einigkeit bestand darin, dass der erste Kontakt zwischen Patient und Arzt immer von Angesicht zu Angesicht stattfinden sollte. Uneins war man dagegen, ob bei hoch strukturierten Angeboten zwingend ein Therapeut der Betreuer sein muss.
Wie es funktionieren kann zeigt MoodGYM. Mit finanzieller Unterstützung der AOK haben Wissenschaftler der Universität Leipzig ein Selbsthilfeprogramm aus dem Englischen übersetzt und an deutsche Verhältnisse angepasst. Dass solche niederschwelligen Angebote tatsächlich funktioneren, zeigen die ersten Ergebnisse einer Studie, in die die 190 Arzte und 647 Hausarztpatienten einbezogen sind. Dabei wurden Patienten zu drei Mess-Zeitpunkten befragt: Bei Beginn der Teilnahme in der Hausarztpraxis, nach sechs Wochen zu Hause und nach weiteren sechs Monaten zu Hause. Die Ergebnisse zeigten, dass die Intervention wirkt, die depressive Symptomatik reduziert wird und die Lebensqualität der Patienten steigt.