Podcasts haben während der Corona-Pandemie geradezu einen Boom erfahren. Eine treue Fangemeinde lauschte seit über zwei Jahren den Worten der Virologen Christian Drosten und Sandra Ciesek – und ließ sich über dieses Medium auf den neuesten Stand der Erkenntnis bringen. Nach 113 Folgen ist nun erst einmal Schluss, aber vielleicht wird der Podcast im Herbst ja wieder reaktiviert (werden müssen).
Das Medium Podcast ist gar nicht so neu, denn seit etwa 2005 werden die digitalen Audiobeiträge, oder auch Audioblogs, auf iPods (!) und Smartphones verbreitet, also neudeutsch gebroadcastet. Eigentlich zählen auch Videobeiträge zu den Podcasts, aber die wollen wir an dieser Stelle einmal nicht betrachten, sondern nur das „was es auf die Ohren gibt“.
Themenspezifische Podcasts werden immer beliebter und finden ihre Hörerschaft. Laut statista.de hört mehr als jeder Dritte mittlerweile Podcasts – mindestens gelegentlich – Tendenz steigend. Eine Hitliste allgemeiner Gesundheits-Podcasts ist ständig aktuell abrufbar und findet sich hier.
Die Verbreitung der Podcasts geschieht überwiegend über Plattformen wie iTunes oder Spotify, aber auch der direkte Download des Beitrags über eine Website spielt, insbesondere bei den Zielgruppe 50+, eine recht bedeutende Rolle, so der Online-Audio-Monitor 2021. Zur Erinnerung: das Durchschnittsalter der Ärztinnen und Ärzte in der vertragsärztlichen Versorgung ist lt. KBV auf 54,2 (2021) Jahre gestiegen.
Zahlreiche, thematisch vielfältige Podcast-Angebote (von Asthma bis Zöliakie) werden für auch für die ärztliche Zielgruppe produziert und entstammen u.a. den bekannten Medizinverlagen oder den Ärzteverbänden – exemplarisch: Medical Tribune; Springer Medizin; Kassenärztliche Bundesvereinigung. Auch einige Firmen der pharmazeutischen Industrie bieten auf ihren Internetseiten eigene Podcast-Produktionen an.
Für medizinische Podcasts hat sich international der Begriff Medcast gebildet. Die Universität Erlangen-Nürnberg hat bis 2019 ca.100 Medcast-Beiträge für die studentische Ausbildung produziert, die allesamt noch verfügbar sind. In den USA existiert ein universitäres Podcast-Angebot, wie z.B. vom Stanford Center of Continuing Medical Education, welches auch den Erwerb von CME-Credits ermöglicht. Der Erwerb von CME-Punkten via Podcast-Fortbildungen ist auch in Deutschland möglich, wie die KV Niedersachsen mitteilte. Weitere Anbieter haben jüngst gemeldet, dass sie ebenfalls die Produktion von CME-Podcasts planen. Ob wissenschaftliche Informationen über die Entwicklung neuer Wirkstoffe, verbesserte Therapieoptionen bei häufigen Erkrankungen oder Ratschläge für die Patientenkommunikation – wer sucht, wird in der Podcast-Welt fündig.
Was zeichnet eine gute Podcast-Produktion für Mediziner aus? Eine Reihe sollte einen Wiedererkennungswert haben, gut strukturiert sein, die Sprache und die Probleme der Hörerschaft kennen und wissen welche Themen „anspringen“. Eine hohe technische Tonqualität ist selbstverständlich unabdingbar, ein Transkript wünschenswert. Ob der Virologe spricht oder der Chefredakteur – in der Authentizität des Sprechers liegt der Schlüssel zur Glaubwürdigkeit.