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Soziale Medien: Für die Gesundheit schlimmer als Rauchen?

10. März 2025

Die Verbreitung von Fehlinformationen und die Förderung ungesunder Verhaltensweisen durch soziale Medien scheinen besorgniserregend.​ Doch wie schlimm ist es wirklich? Eine australische Studie hat das anhand von 5 medizinischen Tests evaluiert.

 

Soziale Medien haben sich in den letzten Jahren zu einer zentralen Plattform für den Austausch und die Verbreitung von Gesundheitsinformationen entwickelt. Die WHO hatte schon 2022 während der Pandemie davor gewarnt, dass Beiträge zum Thema Impfungen grottefalsch sind. Beim Thema Impfungen lag der Anteil falscher Informationen bei bis zu 51 %.

Diese hohe Prävalenz von Fehlinformationen stellt schon per se ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar und viele Beispiele belegen, dass darüber hinaus gezielt beeinflusst wird – und oft in die falsche Richtung. Über den Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und Essstörung hat der Deutsche Bundestag letzten Herbst eine Übersicht veröffentlicht (WD8-3000-057/24).

Ein weiteres Problem ist der Konflikt zwischen kommerziellen Interessen und wissenschaftlicher Evidenz. Eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) deckte auf, dass rund 40 % der 60 bekanntesten deutschen Rap-Musiker in sozialen Medien illegal für Shisha-Tabak und E-Zigaretten werben. Diese Praktiken fördern den Konsum gesundheitsschädlicher Produkte, insbesondere unter jungen Menschen, und stehen im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Risiken des Tabakkonsums.​

Aber alles Momentaufnahmen. Eine australische Studie hat jetzt systematisch untersucht, wie in Beiträgen in sozialen Medien über 5 beliebte medizinische Tests diskutiert wird: Ganzkörper-MRT, der Multicancer-Früherkennungstest und Tests auf Antimüller-Hormon, Darmmikrobiom und Testosteron. Dazu wurden Beiträge auf Instagram und TikTok zwischen dem 30. April 2015 und dem 23. Januar 2024 ausgewertet. Insgesamt wurden 982 Beiträge von Kontoinhabern mit insgesamt 194.200.000 Followern analysiert.

Bei allen fünf Tests wurden in 855 Beiträgen (87,1 %) die Vorteile und in 144 Beiträgen (14,7 %) die Nachteile erwähnt. Nur in 63 Beiträgen (6,4 %) wurden evidenzbasierte Hinweise verwendet, dafür wurden in 498 Beiträgen (50,7 %) die Leser ermutigt, sich testen zu lassen. Zusammengefasst halten die Autoren fest: Die meisten Beiträge zu fünf beliebten medizinischen Tests waren irreführend oder erwähnten wichtige Risiken nicht, darunter Überdiagnosen und Überversorgung.

Nickel B et al. JAMA Netw Open 2025; 8: e2461940

 

Text: Reinhard Merz
Bild: midjourney für arztCME

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