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MedicalLearning – Blog zur Zukunft der medizinischen Information

Transparenz – ein Unwort im Gesundheitswesen

26. Januar 2016

Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, ist ein Mann klarer Worte. In einem Interview zum TK-Geschäftsbericht 2015 antwortet er auf die Frage, was er an den politischen Rahmenbedingungen verändern würde: „Fokus auf Qualität! Qualität ist unser einziger Schutz gegen ungebremsten Kostenanstieg im Gesundheitswesen. Qualität erfordert aber Transparenz und Transparenz erfordert Daten. Das heißt, wir brauchen mehr Möglichkeiten, die uns vorliegenden Daten aus dem Gesundheitswesen auch zu nutzen.“

Tatsache ist: Die Kassen verfügen über eine großen Schatz an Abrechnungsdaten. Tatsache ist aber auch: Diese Daten dürfen in vielen Fällen nicht ausgewertet werden. Weil Lobbyisten von Krankenhäusern, Ärzteverbänden, aber auch Patientenvertretern und den Kassen selbst es bisher gut verstanden, mehr Transparenz zu verhindern. Baas formuliert es so: „Transparenz ist das böseste Wort im Gesundheitswesen.“

Und wer Angst vor Transparenz hat, packt gerne die Keule des Datenschutzes aus. Und versucht damit, jede Form von elektronischem Datenaustausch und elektronischer Datenauswertung zu verteufeln. Natürlich wird es keine 100-prozentige Sicherheit geben – aber das darf kein Grund sein, das hohe Potenzial für den Einsatz der digitalen Technologien brach liegen zu lassen. Würde man in anderen Bereichen genauso handeln, wäre auch heute noch Bargeld unser einziges Zahlungsmittel.

Vor diesem Hintergrund formulierte Baas jüngst provokativ: „E-Health ist ein wirklich grauenhaftes Thema in Deutschland“. Ob das „Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen“, landläufig E-Health-Gesetz genannt, daran etwas ändern kann, wird sich zeigen. Dass es auch anders geht, wenn man denn will, zeigen unsere dänischen Nachbarn schon seit vielen Jahren eindrucksvoll – mehr dazu im Blog vom 21. Oktober 2015.

 

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