Zurück aus der Sommerpause geht es heute um die Erkenntnisse, die die ständigen Umfragen, Trend-Reports etc. zum angeblichen Informationsverhalten der ärztlichen Zielgruppe „gewinnen“, aber häufig gar nicht die relevanten Fragen stellen.
Die LA-MED, eine aus Pharmaindustrie, Agenturen und Verlagen bestehende Arbeitsgemeinschaft, sieht die „klassischen“ Informationsquellen wie Zeitschriften und Kongresse als wichtigste „Touchpoints“ für diejenigen Ärztinnen und Ärzte, die sich über neue eingeführte Medikamente informieren möchten. Etwas abgeschlagen in dieser Listung sind die Webseiten der Verlage und der Pharmaindustrie. Generell würden (wenig verwunderlich) gedruckte Fachzeitschriften immer noch als Informationsquelle Nummer eins genutzt, gefolgt vom Kollegengespräch.
Erstaunlicherweise rangiert die Rubrik „Internet/Online-Dienste“ hier nur auf Rang 4 – obwohl der tägliche Zugriff auf Datenbanken doch bereits zur Tagesroutine gehört. Die Vorstandssprecherin der LA-MED meinte zwar, dass die Online-Revolution in den Zeiten der Pandemie ausgeblieben sei, aber die Auftragsbücher der Digital-Agenturen sprechen hier eine andere Sprache. Eine digitale Revolution kann aber auch von manchen unbemerkt stattfinden.
Beispiel Neurologie: Eine aktuelle Meldung von HEALTHRELATIONS (Deutscher Ärzteverlag) titelt: „FACTSHEET NEUROLOGIE – WIE INFORMIEREN SICH NEUROLOG:INNEN?“ Hauptsächlich wird aber hier nur die Inanspruchnahme der Produkte des DÄV gewertet, interessant aber die Frage nach dem WANN? Neurologen informieren sich insbesondere am späten Nachmittag und frühen Abend – und sind vor allem am Wochenende in der Informationsbeschaffung unterwegs. Digital messbar.
Welche Erwartungen haben denn Ärztinnen und Ärzte wirklich an die Bereitstellung von Informationen? In diesem Kontext fiel uns wieder eine Analyse von EPG Health (GB) aus dem Jahr 2021 ein, die untersuchte, was Ärzte z. B. von der Pharmaindustrie erwarten – und nicht bekommen. Vertreter des Gesundheitswesens äußern hier die größte Nachfrage nach kurzen, mundgerechten Inhalten sowie nach Webinaren und interaktiven Lernmodulen, und die Pharmaindustrie konzentriert sich darauf, diese anzubieten. Bei mehreren Inhaltstypen/Formaten übersteigt die Nachfrage jedoch deutlich das Angebot der Pharmaindustrie, darunter herunterladbare Inhalte, die Möglichkeit, Inhalte mit Lesezeichen zu versehen, Benachrichtigungen über relevante/aktuelle Inhalte und Podcasts. Auch alles digital.
Wir starten demnächst mal einen eigene Umfrage zu diesem Thema.