Ein Kommentar von Reinhard Merz
Keiner war wirklich wild auf den Job des Gesundheitsministers, wo es dieser Tage mehr Stress als Lorbeeren zu ernten gibt. Jetzt wird es morgen mit Karl Lauterbach ein alter Haudegen. Vielen ist er noch als DRG-Karl in Erinnerung, weil er zu Ulla Schmidts Tagen maßgeblich daran beteiligt war, dass in den Kliniken statt Tagespauschalen oder Einzelleistungen jetzt DRGs (Diagnosis Related Groups) abgerechnet werden. Das hat ihm nicht nur Freunde gebracht.
In den nächsten Monaten wird er jetzt erst mal Pandemie-Karl sein müssen. Denn im Vergleich zu den Corona-Herausforderungen sind alle anderen Baustellen zweitrangig. Als Epidemiologe und Gesundheitsökonom bringt er dafür sicher nicht die falschen Voraussetzungen mit, und nach dem Chaos der letzten Monate kann es bei der Pandemie-Bekämpfung ja eigentlich nur aufwärts gehen – wenn nicht noch eine ganz neue Mutation die Karten neu mischt.
Am Ende der Ampel-Legislatur im Herbst 2025 wird man Lauterbach aber auch daran messen, wie weit er bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens gekommen ist. Und man muss sagen: Bei allen Versäumnissen der letzten vier Jahre hat Jens Spahn hier mehr bewegt, als seine Vorgänger in den zwölf Jahren davor zusammen. Auch wenn Projekte wie die elektronische Patientenakte (ePA) wegen handwerklicher Fehler noch immer in der Warteschleife kreisen.
Wünschen wir Karl Lauterbach alles Gute für seinen neuen Posten. Vielleicht wird die vierte Corona-Welle mit ihm ja die letzte sein. Und vielleicht geht er danach tatsächlich noch als Digi-Karl in die Geschichte der Bundesgesundheitsminister ein.